Sparen klingt oft nach Verzicht. Das Bild vom „Gürtel enger schnallen“ schwingt mit und wer will schon freiwillig auf Lebensqualität verzichten? Doch was, wenn Sparen genau das Gegenteil bedeuten könnte – mehr Unabhängigkeit und Wertschätzung für sich selbst? Genau darum geht es beim Prinzip: „Bezahl dich selbst zuerst!“.
Was bedeutet „Bezahl dich selbst zuerst!“?
Dieses Konzept ist einfach, aber sehr wirkungsvoll: Es bedeutet, dass du einen bestimmten Betrag für dich selbst von deinem Gehalt zur Seite legst – deine sogenannte Sparrate. Vielleicht denkst du jetzt: „Ja, kenne ich schon, das ist doch normales Sparen.“ Aber hier liegt der Unterschied:
Klassisches Sparen: Du sparst das, was am Monatsende übrig bleibt. Das klingt gut – funktioniert aber selten. Häufig ist nichts mehr oder nur sehr wenig übrig. Mit dem Prinzip „Bezahl dich selbst zuerst“ umgehst du dieses Problem.
„Bezahl dich selbst zuerst!“: Nach Abzug deiner festen Ausgaben wie Miete und Strom überweist du direkt deine Sparrate auf ein separates Konto. Das verbleibende Geld kannst du dann für Lebensmittel, Freizeit und Kleidung ausgeben.
Vom Gehalt werden zuerst folgende Posten bezahlt:
- Feste Ausgaben: Miete, Strom, Versicherungen und andere vertraglich gebundene Verpflichtungen. Diese sichern deine Grundbedürfnisse und gewährleisten Stabilität.
- Sparrate: Ein festgelegter Betrag für deine finanzielle Zukunft, den du direkt nach den festen Ausgaben auf ein separates Konto überweist.
- Variable Ausgaben: Der verbleibende Betrag steht dir flexibel für Dinge wie Lebensmittel, Freizeit, Kleidung und spontane Wünsche zur Verfügung.
Diese Reihenfolge sorgt dafür, dass deine Grundbedürfnisse gedeckt sind, deine Zukunft abgesichert wird und du dennoch die Freiheit hast, dein restliches Budget flexibel zu gestalten.
Feste Ausgaben: Die Grundlage für Stabilität und Wachstum
Feste Ausgaben sichern essenzielle Lebensbereiche wie Wohnen, Energie, Mobilität und andere grundlegende Bedürfnisse. Sie bilden das Fundament für ein stabiles Leben und schaffen die Ruhe und Sicherheit, die du brauchst, um deinen Alltag zu bewältigen und langfristig beruflich, persönlich und finanziell zu wachsen.
Die meisten festen Ausgaben beruhen auf Verträgen, die du bewusst eingegangen bist – etwa Mietverträge, Strom- und Gasverträge oder Versicherungsverträge. Diese Verpflichtungen müssen zuverlässig erfüllt werden, da sonst unangenehme Konsequenzen drohen, wie:
- Mahngebühren, Verzugszinsen, Inkassokosten, die dein Budget zusätzlich belasten,
- oder sogar die Kündigung des Vertrags, etwa durch den Vermieter oder Energieversorger.
Diese Ausgaben kommen daher vor allen anderen und müssen oberste Priorität haben. Ohne ein sicheres Zuhause bringt das Sparen für die Zukunft wenig, denn deine Existenzgrundlage wäre bedroht. Deshalb ist das Begleichen der festen Ausgaben der erste Schritt, bevor du dich um Sparen kümmerst. Es schafft Stabilität und ermöglicht dir, an morgen zu denken, ohne die Sicherheit von heute zu gefährden.
Wie funktioniert das genau?
Der erste Schritt besteht darin, einen bestimmten Betrag oder einen festen Prozentsatz deines Nettoeinkommens für die Sparrate festzulegen – etwa 10 % bis 30 %. Je höher der Prozentsatz, desto besser, aber sei realistisch, damit deine aktuelle Lebensqualität nicht darunter leidet. Die Sparrate wird dir nicht nur ein gutes Gefühl geben, sondern auch schnell sichtbare Erfolge bringen. Schon nach wenigen Monaten kannst du eine beachtliche Summe angespart haben.
Im zweiten Schritt überweist du dir die festgelegte Sparrate jeden Monat z.B. auf ein Tagesgeldkonto. Obwohl ich ein großer Freund von Automatisierungen bin, empfehle ich an dieser Stelle, die Sparrate manuell zu tätigen. Dieser bewusste Schritt sorgt nicht nur für ein gutes Gefühl, sondern macht auch deutlich, wofür du arbeitest. Es wird zu einem positiven Ritual, das dich motiviert, dran zu bleiben. Wenn du aber Gefahr läufst, die Überweisung zu vergessen, richte einen Dauerauftrag ein – so wird das Sparen zur Leichtigkeit.
Ein Beispiel:
Angenommen, dein monatliches Einkommen beträgt 2.500 Euro. Nach Abzug deiner festen Ausgaben wie Miete, Strom und anderen Fixkosten in Höhe von 1.500 Euro bleiben dir 1.000 Euro übrig. Davon legst du direkt 500 Euro (20 % von 2.500 Euro) als Sparrate zur Seite und überweist diesen Betrag auf ein separates Konto. Das verbleibende Budget von 500 Euro steht dir anschließend für variable Kosten wie Lebensmittel, Freizeit und Kleidung zur Verfügung. So sparst du konsequent und kannst trotzdem dein restliches Budget flexibel nutzen.
Warum ist das sinnvoll?
Wertschätzung für dich selbst
Indem du dich zuerst bezahlst, sendest du ein starkes und bewusstes Signal – nicht nur an deine Finanzen, sondern auch an dich selbst. Du zeigst dir, dass deine Zukunft und deine Ziele wichtig sind. Oft neigen wir dazu, unsere langfristigen Wünsche zu vernachlässigen. Mit dem Prinzip „Bezahl dich selbst zuerst“ drehst du diese Dynamik um.
- Selbstfürsorge: Genauso wie du dich körperlich und mental um dich selbst kümmerst, ist auch finanzielle Selbstfürsorge ein Akt der Wertschätzung. Dieses Ritual stärkt das Bewusstsein, dass du deine eigene finanzielle Sicherheit ernst nimmst.
- Prioritäten setzen: Das Prinzip verdeutlicht, dass deine Zukunft nicht erst irgendwann später anfängt, sondern mit jedem Gehaltseingang – hier und jetzt. Indem du dich an die erste Stelle setzt, stellst du sicher, dass langfristige Ziele nicht auf der Strecke bleiben.
- Emotionale Wirkung: Zu sehen, wie dein finanzielles Polster Monat für Monat wächst, gibt dir ein gutes Gefühl und motiviert dich weiter. Es zeigt dir, dass du Kontrolle über deine Finanzen hast und aktiv für deine Unabhängigkeit sorgst.
Die Wertschätzung für dich selbst spiegelt sich nicht nur in deiner finanziellen Sicherheit wider, sondern auch in einem gestärkten Selbstbewusstsein. Du beweist dir, dass du dir selbst wichtig genug bist, um zuerst an dich zu denken. Und genau das ist eine der besten Investitionen, die du tätigen kannst.
Schritt für Schritt Vermögen aufbauen
Auch kleine Beträge können über die Zeit eine große Wirkung entfalten. Der Schlüssel dazu liegt in der Kombination aus Regelmäßigkeit und Disziplin. Viele Menschen unterschätzen den Einfluss kleiner, regelmäßiger Sparbeträge. Doch genau diese kleinen Beträge summieren sich mit der Zeit.
Zum Beispiel: Wenn du jeden Monat 50 Euro sparst, hast du nach einem Jahr bereits 600 Euro angespart. Nach 5 Jahren sind es ohne Zinsen bereits 3.000 Euro.
Diese Beträge können dann als Grundlage dienen, um deine finanziellen Ziele zu verwirklichen oder sie weiter anzulegen und noch mehr aus deinem Geld herauszuholen.
Eine Hilfe für die Umsetzung
Mit der Vorlage „Haushaltsplan Prio“ gelingt es dir, deine Finanzen im Griff zu behalten und deine Sparrate zu priorisieren.
👉 Hier findest du meinen Blogbeitrag mit der entsprechenden Vorlage: Haushaltsplan Prio
Bist du dir nicht sicher, ob deine Sparrate ausreicht? Oder hast du dir bisher noch keine Gedanken gemacht, wofür du eigentlich sparen möchtest? Kein Problem! Mein Leitfaden „Wie du deine finanziellen Ziele erreichst“ unterstützt dich dabei, deine finanziellen Prioritäten zu klären und konkrete Ziele zu setzen.
Häufige Bedenken und wie du damit umgehst
„Ich verdiene zu wenig, um zu sparen.“ Selbst kleine Beträge machen einen Unterschied. Wenn du 20 Euro monatlich sparst, hast du in einem Jahr bereits 240 Euro zurückgelegt.
„Ich will mein Leben jetzt genießen und nicht alles zurückstellen.“Es geht nicht um „alles oder nichts“. Der Gedanke ist, dir ein Polster für spätere Bedürfnisse oder Ziele zu schaffen, während du dein aktuelles Leben weiterhin genießen kannst.
„Ich habe zu viele Ausgaben.“Hier hilft eine genaue Analyse deiner Finanzen. Gibt es unbemerkte „Geldfresser“, wie Abos, die du nicht nutzt oder unnötige Ausgaben?
Fazit
Das Prinzip „Bezahl dich selbst zuerst!“ erfordert anfangs etwas Disziplin, zahlt sich aber langfristig aus. Es hilft, finanzielle Sorgen zu reduzieren und ein gutes Gefühl für den Umgang mit Geld zu entwickeln. Und das Beste: Es zeigt, dass Sparen kein Verzicht sein muss, sondern ein Schritt zu mehr Unabhängigkeit und Wertschätzung für sich selbst.
Wenn du individuelle Unterstützung bei der Umsetzung dieser Strategien benötigst, biete ich dir mein persönliches Finanzcoaching an.